Mein Race across Italy

Es war 21:28 Uhr, als ich an diesem entscheidenden Tag meinen Startschuss erlebte. Nach einem Tag voller Ruhe und Erholung fühlte ich mich voller Energie und bereit, die Herausforderung zu meistern. Gleich zu Beginn des Rennens, am ersten Anstieg, holten uns die Spitzenreiter ein, und bald darauf schloss Christoph Strasser zu uns auf.

 

Während des Anstiegs kamen Christoph und ich ins Gespräch, ein unerwartet angenehmer Moment, der die Strapazen der Steigung fast vergessen ließ. Ich erreichte ohne Zwischenfälle die erste Zeitstation, wo eine kurze Pause zum Umziehen und zur Ausrüstungsüberprüfung anstand.

Die Nacht senkte sich kalt über die Landschaft, mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Trotz der Kälte fuhren wir durch bis zum Morgengrauen. Gegen 5:00 Uhr musste ich  den ersten kurzen Power-Nap von etwa 15 Minuten einlegen, eine kurze aber dringend benötigte Ruhepause.

 

Mit dem Sonnenaufgang stiegen auch die Temperaturen, und bald zeigte das Thermometer über 20°C. Der Temperaturanstieg war ein krasser Gegensatz zur kalten Nacht, und ich blieb den gesamten Tag über wach, bis mich meine Crew gegen 23:00 Uhr für einen weiteren 10-minütigen Power-Nap hinlegte. Doch dieser Plan scheiterte; ich benötigte weitere 15 Minuten, um weitermachen zu können.

 

In der Tiefe der Nacht, gegen 1:00 Uhr, drohte ich beinahe eine Mauer zu küssen – ein knappes Missgeschick, das mich mit einem Schlag wieder hellwach machte. Adrenalin rauschte durch meine Adern. In der Nacht, als ich einen Tiefpunkt erreichte, spielten sie mir aufmunternde Sprachnachrichten aus der Heimat vor, die mir die nötige Kraft gaben, weiterzumachen. Nach zwei weiteren kurzen Nickerchen und einer Begegnung mit einem Stachelschwein, das mir vor das Rad lief, begrüßte mich am Morgen ein wunderschöner Sonnenaufgang, der uns motiviert und gestärkt den zweiten Tag weiterfahren ließ.

 

Mit insgesamt 650 km in den Beinen standen uns nun der letzet Anstieg mit 16.5km und ca. 1400hm bevor. Doch mit jedem Meter, den wir dem Ziel näher kamen, fühlte sich die Last leichter an. Kurz vor dem Ziel fragte mich meine Crew, was ich mir für den Zieleinlauf wünschte, und alles, was ich wollte, war, zum Meer zu fahren, um ein erfrischendes Bad zu nehmen und ein leckeres Eis zu genießen. Die letzten 60-70 km vergingen wie im Flug, und mit einer Endzeit von 40 Stunden und 43 Minuten erreichten wir schließlich erschöpft, aber überglücklich das Ziel in Silvi.

 

Die Siegerehrung fand um 20:00 Uhr statt, gefolgt von einer ausgelassenen Party, bei der nicht nur die Fahrer, sondern auch alle Crew-Mitglieder herzlich gefeiert wurden.

 

Ich möchte mich von Herzen bei Multicycle für die hervorragende Ausrüstung bedanken. Ebenso gilt mein Dank allen weiteren Sponsoren, dem Veranstalter, allen Unterstützern, Familie und Freunden und nicht zuletzt meinen Crewmitgliedern: Michael Ittenbach, Vincent Sanktjohanser und meinem Trainer, Daniel Jacobi. Das Race across Italy ist das härteste Rennen, bei dem ich bis jetzt gestartet bin.