Zwei Sonnenaufgänge bis Garmisch

Mittlerweile sind über zwei Wochen vergangen, seit wir das Ziel beim Race across Germany in Garmisch Partenkirchen erreicht haben. Die Verletzungen die ich mir beim Sturz zugezogen habe heilen gut, nur die Hände sind immer noch ein wenig taub, was wohl daran liegt, dass ich nach dem Kurbel Schaden am Rennrad mit dem TT die letzten 350 km mit 9 Anstiegen weiter fahren musste.

Doch nun ein kleiner Einblick aus meiner persönlichen Sicht:

Am Freitag morgen um 08:38 Uhr fiel der Startschuss für mich in Flensburg an der Hafenspitze. Das regnerische Wetter und die milden Temperaturen kamen mir sehr entgegen, sodass ich schnell meinen Rhythmus fand und gut voran kam. 

Bei km 250 etwa dann der erste Schrecken, tief auf dem TT liegend sah ich eine Bodenwelle zu spät und stürzte. Ein paar Hautabschürfungen und ein blauer Fleck, aber keine schlimmen Verletzungen. Am TT schien nur das Vorderrad einen leichten Seitenschlag zu haben. Mein Team war zum Glück unmittelbar hinter mir und wir konnten das Laufrad wechseln und weiter fahren. Der Sattel hatte auch einen ab bekommen, wie sich später herausstellte, war die Schale gebrochen.

 

Nichts desto trotz ging es weiter. Die einsetzende Dunkelheit mit den durch den Regen sehr kühlen Temperaturen machten mir zu schaffen. Gegen halb drei in der Nacht ging dann nichts mehr und ich musste den ersten Power Nap einlegen und auch warme und trockene Kleidung anziehen. Nach 30 Minuten ging es dann weiter aber es war eine Qual, nass, kalt, müde und auch leichte Sitzbeschwerden durch den defekten Sattel machten es nicht leicht, Nach 2 Stunden auf dem Rad musste ich erneut die Augen für 15 Minuten schließen.

 

Diesen Stop kombinierten wir dann auch mit dem Wechsel aufs Rennrad. So ging es dann gegen halb sechs in den zweiten Tag. Dieser sollte der härteste werden. Die Hitze und der ständige Gegenwind machten mir sehr zu schaffen und ich fand keinen Rhythmus. Silvia, Michaela, Roman und Paul hatten alle Hände voll zu tun um mich zu motivieren und bei Laune zu halten.

Gegen Abend legten wir dann eine etwas länger Schlafpause ein um der Hitze aus dem Weg zu gehen und frisch und ausgeruht in die 2 Nacht zu starten. Bis Mitternacht lief es dann auch richtig gut, doch dann mussten wir nochmals eine 15 Minütige Schlafpause einlegen. Nach der ging es voller Elan weiter, doch dann nach wenigen 100 m der nächste Schreck. Die Kurbel hing am Schuh aber leider nicht mehr am Rad. Nach kurzer Beratung haben wir uns dann dazu entschieden auf das TT zu wechseln. Bei noch 9 verbleibenden Anstiegen und einer nicht Berg tauglichen Übersetzung eine echte Herausforderung.

Bis in die Morgenstunden lief es dann ziemlich gut. Reparaturversuche am Rennrad die mein Team durchführte, scheiterten leider und so gab es keine andere Wahl, als mit dem TT weiterzufahren. 

 

 

Am 3. Tag gingen dann die Rechen Spielchen los, was wir noch an Zeitpuffer hatten, um das Ziel in Garmisch Partenkirchen zu erreichen. Es war klar, dass es knapp werden würde, aber der Druck wirkte sich positiv aus und ich konnte ohne nennenswerte Pause durchfahren.

Als 70 km vor dem Ziel dann Sarah und Luis an der Strecke standen und mich anfeuerten kamen mir die Tränen. Ich konnte nicht glauben, dass meine Freunde extra aus Trier angereist waren. Es war ein total emotionaler Moment, der mich noch einmal beflügelte und mich letzte Kraftreserven mobilisieren ließ.

 

Nach 57:28 hatten wir das Race across Germany überglücklich auf dem 5. Platz beendet.

Daten: 

  • 1128 km
  • 8344 hm
  • 57:28 h brutto Zeit
  • 52:22 netto Zeit
  • 27.095 kcal
  • 16762 kj erbrachte Leistung

Ein ganz grosses Dankeschön an Silvia, Michaela, Roman und Paul, Ihr seid die besten!!!